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Tinnitus – die fünf häufigsten Fragen unserer Patienten

Im Interview mit unserem HNO-Experten Lutz-Michael Schäfer beantworten wir Ihnen hier die fünf häufigsten Fragen unserer Tinnituspatienten.

Veröffentlicht am 03. März 2023

Fragen Tinnitus

5 Fragen zum Thema Tinnitus

1. Ist Tinnitus eine Krankheit?

Tinnitus ist keine eigenständige Krankheit, sondern ein Symptom, das durch psychische oder körperliche Belastungen entsteht und in jedem Fall ernst genommen werden sollte. Da sich hinter den Ohrgeräuschen auch ein Hörsturz oder eine nicht erkannte Schwerhörigkeit verbergen kann, sollte man im ersten Schritt einen HNO-Arzt aufsuchen. Für eine ganzheitliche Abklärung empfehle ich außerdem, Experten aus den Bereichen Allgemeinmedizin, Zahnmedizin, Orthopädie und Psychologie in die Untersuchungen mit einzubeziehen. Letzteres spielt dabei eine besondere Rolle: Laut Deutscher Tinnitus-Liga zählen in 2/3 aller Fälle psychosomatische Belastungen wie Stress am Arbeitsplatz oder in der Familie zu den Hauptursachen von Tinnitus.

2. Warum empfinde ich meinen Tinnitus schlimmer als andere Betroffene? Was habe ich falsch gemacht?

Für die individuelle Bewertung des Tinnitusgeräusches wird der sogenannten Amygdala eine zentrale Funktion zugeschrieben. Hierbei handelt es sich um eine Region im Gehirn, die an emotionalen Reaktionen und der Speicherung von Gedächtnisinhalten beteiligt ist. Eine erste Bewertung des Tinnitusgeräusches wird in der Amygdala vorgenommen, dies geschieht, ohne dass man Einfluss darauf hat. Wenn diese Bewertung vom Gehirn als negativ eingestuft wird, dann haben wir eine andere Aufmerksamkeitslenkung. Oder kurz gesagt: Eine negative Bewertung gibt dem Tinnitus Kraft. Dabei spielt die Situation, in der sich das Geräusch erstmals bemerkbar macht, eine essenzielle Rolle. Ein Beispiel: Durchlebt man gerade eine Trennung, während der Tinnitus zum erste Mal auftritt, dann ist die Wahrscheinlichkeit einer negativen Bewertung höher als bei einer entspannten Radtour gemeinsam mit Freunden. Im Rahmen einer Tinnitusbewältigungstherapie wird die Idee eines „Relearingprogramms“ verfolgt. Durch Vorträge, Gesprächsgruppen und verschiedene Therapieangebote wie z. B. Waldbaden und Hörtherapien sollen die Sinne geschärft werden und eine negative Bewertung des Tinnitus in eine neutrale Bewertung umgekehrt werden.

3. Wann spricht man von einem akuten und wann von einem chronischen Tinnitus? Worin unterscheiden sich die Therapieansätze? 

Wenn die Ohrgeräusche nicht länger als sechs Wochen – manche Experten sagen auch drei Monate – andauern, dann spricht man von einem akuten Tinnitus, der in der Regel medikamentös mittels Infusionen oder Cortison behandelt wird. Wenn die Beschwerden länger als zwölf Monate andauern, handelt es sich um einen chronischen Tinnitus. In diesem Fall besteht das Behandlungsziel vor allem darin, die Lebensqualität der Betroffenen zu verbessern und den belastenden Zustand bestmöglich zu kompensieren. Ein Fokus liegt dabei auf Bewältigungsprogrammen, Kneipp-Therapien, autogenem Training, Musiktherapie, homöopathischen Therapieansätzen sowie jeder Form von Entspannungsübungen, die man für den Alltag erlernen kann. Darüber hinaus führt der Einsatz von Akupunktur zu Ausschüttung von Endorphinen, die die Patienten dabei unterstützen, den durch Tinnitus verursachten Stress besser abzubauen. Zudem umfasst unser Behandlungsspektrum traditionelle Verfahren aus der Ayurveda-Medizin.

4. Ich habe Angst vor einer Verschlechterung der Symptome. Besteht in diesem Zusammenhang die Gefahr eines Innenohrinfarkts oder eines Apoplex?

Viele Patienten fürchten eine Verschlechterung ihrer Symptome und sprechen in diesem Zusammenhang häufig von einem Hörsturz bzw. von einem Infarkt des Innenohres. Dabei sollte man bedenken, dass vor allem Angst als größter Stressfaktor gilt, der den Tinnitus begünstigen kann. Darüber hinaus besteht kein Zusammenhang zwischen Apoplex und Tinnitus. Auch ein gefürchteter Infarkt des Innenohres ist äußerst selten und tritt bei Tinnituspatienten genauso häufig oder selten auf, als bei anderen Menschen. Diese Annahmen unterstreichen die Relevanz von Aufklärungsarbeit, die wir unseren Patienten in Form von regelmäßigen Fachvorträgen und Fragerunden anbieten.

5. Gibt es Zusammenhänge zwischen Schwerhörigkeit und Tinnitus?

Häufig leiden Tinnituspatienten unter einer Schwerhörigkeit, die sie bislang nicht erkannt haben. Weil es sich dabei um einen schleichenden Prozess handelt, an dem sich der Kopf adaptiert, wird dies von den Betroffenen zunächst nicht wahrgenommen. Deshalb ist es umso wichtiger, regelmäßig einen Hörtest zu machen, wenn der Tinnitus akut auftritt, sich über einen längeren Zeitraum verändert oder neue Geräusche hinzukommen. Bei der sogenannten otoneurologischen Diagnostik, die wir auch in unserer Klinik durchführen, wird neben der Hörfähigkeit auch das Trommelfell und das Mittelohr überprüft und die Lebensfähigkeit der Hörzellen im Innenohr bestimmt.

Kontakt

Sie haben Fragen? Wir helfen Ihnen gerne weiter!

Bei weiteren Fragen oder Anliegen zum Thema Tinnitus in der Habichtswald Privat-Klinik Kassel sind wir gerne für Sie da. Kontaktieren Sie unser freundliches Serviceteam per E-Mail oder telefonisch, um Unterstützung zu erhalten. Wir freuen uns darauf, Ihnen weiterzuhelfen und von Ihnen zu hören!

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