Therapeutische Verfahren

In den regelmäßigen Einzelgesprächen können Sie Themen ansprechen, die Sie nur Ihrem Einzeltherapeuten anvertrauen möchten, weil sie z.B. schambesetzt sind oder einer sehr individuellen tieferen Bearbeitung bedürfen und nicht in die Gruppengespräche passen.

In der Therapiegruppe (Stammgruppe) bilden sich Beziehungen und Muster der Beziehungsgestaltung wie im normalen Alltag ab. Etwaige Konflikte, die Sie in Ihren Familien oder am Arbeitsplatz haben, zeigen sich in der Folge dann oft auch in den Therapiegruppen. Ihre persönlichen Akzente und Verhaltensmuster werden erkennbar und können mit Unterstützung der Therapeutinnen und Therapeuten sowie Ihren Mitpatientinnen und Mitpatienten entschlüsselt und reflektiert werden. Für Sie entsteht ein Raum für Rückmeldungen. Bisherige Verhaltensmuster lernen Sie zu verstehen, Sie können Neues ausprobieren und korrigierende emotionale Neuerfahrungen machen. Ihr Verständnis für sich und für andere kann vertieft, und Ihr Handlungsspielraum erweitert werden.

Die Therapiegruppen arbeiten schulenübergreifend mit tiefenpsychologisch fundierten und/oder verhaltenstherapeutischen und/oder traumatherapeutischen Elementen. Je nach Indikation und Notwendigkeit werden humanistische Verfahren wie Psychodrama, Gestalttherapie und Aufstellungsarbeit einbezogen.

Ebenfalls in der Gruppe bieten wir Körper- und Kunsttherapie an. Über den eigenen Körper und über das Gestalten mit Farbe können Sie neue Zugangswege zum Selbstverständnis, zum eigenen Erleben und zu Ihrer Gefühlswelt entdecken. Darüber hinaus haben Sie einen Spielraum für Probehandeln, eine Möglichkeit, sich auszuprobieren und zu experimentieren.

Atemtherapie in Anlehnung an holotropes Atmen nach Stanislav Grof steht bei gegebener Indikation zur Verfügung. Diese spezielle Atemtechnik kann Ihnen helfen, noch nicht bewusste, aber bewusstseinsfähige Erlebnisinhalte ins Bewusstsein zu bringen und zu integrieren.

Je nach Indikation bieten wir ein achtsamkeitsbasiertes Stressbewältigungsverfahren, angelehnt an MBSR (Mindfulness-Based Stress Reduction) nach Jon Kabat-Zinn, an.

Sie arbeiten mit jeweils 9-11 Patientinnen und Patienten in einer sogenannten Stammgruppe zusammen. Sie werden in enger Zusammenarbeit begleitet und betreut durch Ihre Stations-, Körper-, Atem- und Kunsttherapeutinnen und –therapeuten, Ihre Ärztinnen und Ärzte sowie psychotherapeutisch geschulte Pflegekräfte. Ihre Stammgruppe stellt für die Zeit des Aufenthaltes den engeren therapeutischen Bezugsrahmen dar, in dem Sie an persönlichen Themen arbeiten können. Auch abends, nachts und am Wochenende ist der Pflegedienst kontinuierlich ansprechbar. Eine ärztliche Rufbereitschaft durch psychosomatisch erfahrene Ärztinnen und Ärzte gibt es rund um die Uhr.

Wir arbeiten außerdem mit Imaginationsübungen, die einen allgemein stabilisierenden Effekt haben. Darüber hinaus können Sie Erfahrungen von Selbstwirksamkeit, Selbstberuhigung, Selbststeuerung, Kontrollierbarkeit, Distanzierung und zunehmender Selbstsicherheit machen.

Entspannungsverfahren wie Yoga, Autogenes Training, Progressive Muskelentspannung nach Jacobson und Tai Chi ergänzen die psychotherapeutischen Verfahren. Zudem wird eine Vielzahl von Meditationsübungen angeboten.

Unser Therapiekonzept zielt darauf ab, Sie ganzheitlich zu behandeln. Dazu gehört für uns auch die Aktivierung Ihres Körpers. Hierfür steht eine Vielzahl an abteilungsübergreifenden Therapiemöglichkeiten u.a. aus den Bereichen Physikalische Therapie und Physiotherapie zur Verfügung, die unter Berücksichtigung von vorliegenden medizinischen Indikationen ärztlich verordnet werden. Wenn notwendig, werden Sie auch von einem Internisten oder einem Hals-Nasen-Ohren-Arzt mitbehandelt.

Ernährungstherapie und Ernährungsberatung unterstützen Sie bei einer gesunden Lebensweise. Die individuelle Ernährungsberatung berücksichtigt in besonderer Weise ihren Alltag, um ein für Sie passgenaues Ernährungsprogramm ohne großen zusätzlichen Aufwand zusammenzustellen. Es finden außerdem regelmäßig Vorträge zum Thema „Gesunde Ernährung“ statt.

Freizeitangebote wie Meditation und meditativer Tanz und Tänze aus verschiedenen Ländern und Kulturen in unserem spirituellen Zentrum sind wohltuend für Ihre Seele. Gestalterische Tätigkeiten und Singen fördern Ihre Kreativität.

Waldbaden – Mit allen Sinnen eintauchen
Waldbaden kombiniert leichte Bewegung, Achtsamkeit und die Stimulation aller Sinne. Dieser therapeutische Ansatz stammt aus Japan. Dort ist dieses Konzept bereits seit Jahrzehnten etabliert, schulmedizinisch anerkannt und wird als Shinrin Yoku bezeichnet. Dieser Begriff steht für „Eintauchen in die Waldatmosphäre“. Waldbaden zählt zu den therapeutischen Angeboten der Habichtswald Privat-Klinik in Kassel und wird als Therapie-Option insbesondere bei Depressionen, Angst- oder Schlafstörungen, Posttraumatischen Belastungsstörungen (PTBS) und zur Linderung von Schmerzen (auch seelischer Natur) empfohlen.

Waldbaden steht für mehr Natürlichkeit im Leben
Beim therapeutisch begleiteten ca. 50-minütigen Waldbaden treten Sie in einen persönlichen Kontakt mit der Natur. Dieser achtsame Aufenthalt im Wald stimuliert einerseits Ihre Sinne, andererseits sorgt das damit verbundene Innehalten für Entschleunigung. Dank der natürlichen Ausstrahlung eines Waldes – seiner gesunden Luft, Gerüche, Farben und Lichtverhältnisse – können Sie neue Lebensfreude schöpfen und innere Energieressourcen generieren.

Der gesunde Weg zu mehr Wohlgefühl
Waldbaden harmonisiert Ihre Grundgefühle, baut Stressoren ab und aktiviert Ihre Selbstheilungskräfte. So optimieren Sie Ihr Allgemeinbefinden. Dabei geht es nicht darum, bestimmte Ergebnisse zu erzielen. Beim Waldbaden ist der Weg das eigentliche Ziel. Dabei kommt unser Organismus mit den Botenstoffen der Bäume des Waldes in Kontakt, den sogenannten Terpenen. Das sind organische Substanzen und Öle, die nach dem Einatmen eine positive Wirkung auf unseren Körper und unsere Seele haben. Es ist auch eine Möglichkeit, zum eigenen Ich unterwegs zu sein.

Welche Effekte treten beim Waldbaden auf?
Es gibt zahlreiche Gründe, warum ein Waldspaziergang einfach „gut tut“ und wir auf diese Weise unseren Kopf „freibekommen“. Das Rauschen von Blättern oder entspannende Blicke zu den Wipfeln, mitunter ein plätschernder Bach oder Vogelstimmen, die in der Stille des Waldes noch deutlicher zu vernehmen sind. Dazu kommen die Gerüche von Bäumen, Harz und Pilzen, während wir achtsam unterwegs sind. Es sind einzelne Effekte, die sich in der Summe besonders positiv auswirken. Dazu zählen unter anderem:

• Stärkung des Immunsystems
• Steigerung der Konzentrationsfähigkeit
• Senkung von Stresshormonen wie Cortisol und Adrenalin
• Förderung unserer Entspannung
• Blutdruck wird gesenkt, Puls verlangsamt sich, Herzfrequenz wird ausgeglichen
• Unser Ruhenerv (Parasympathikus) wird gestärkt
• Unsere Schlafqualität verbessert sich

Für wen eignet sich das Waldbaden ganz besonders?
Waldbaden, oder das Eintauchen in eine natürliche Umgebung voller Empfindungen und Effekte, ist grundsätzlich für alle Menschen eine positive Erfahrung. Denn eine achtsame Wanderung und allein das Erlebnis „Natur“ schult ganzheitlich unsere Sinne und stärkt unsere Widerstandskräfte (Resilienz). Verbunden mit leichten Atem- und Bewegungsübungen erspüren wir unseren Körper und sehen uns im harmonischen Einklang mit der Natur. Besonders geeignet ist Waldbaden als begleitetes Angebot für Patient*innen mit entsprechenden therapeutischen und/oder medizinischen Indikationen.