Sogenannte sexuelle Funktionsstörungen, stellen die häufigsten Beeinträchtigungen der menschlichen Sexualität dar. Es wird vermutet, dass zumindest temporär 1/3 bis die Hälfte aller Menschen von sexuellen Funktionsstörungen betroffen sind. Allgemein verhindern sexuelle Funktionsstörungen die von der betroffenen Person gewünschten sexuellen Beziehungen durch einen Mangel an sexuellem Verlangen oder Befriedigung, den Ausfall der für die Aktivität notwendigen physiologischen Reaktionen (z.B. Erektion) oder eine Unfähigkeit, den Orgasmus zu steuern oder zu erleben.
Folgende Störungen werden unter dem Oberbegriff subsumiert: Mangel oder Verlust von sexuellem Verlangen (Lustlosigkeit), sexuelle Aversion und mangelnde sexuelle Befriedigung, Versagen genitaler Reaktionen, Orgasmusstörungen, vorzeitige Ejakulation, Vaginismus (Scheidenkrampf), Dyspareunie (schmerzhafter Verkehr). Am häufigsten sind nach klinischen Statistiken Störungen, die mit einem Ausfall der genitalen Reaktionen einhergehen.
In der Ätiologie sexueller Funktionsstörungen spielen körperliche Faktoren eine Rolle, wenngleich diese gerade in den letzten Jahren etwas überschätzt wurden. Wichtige körperliche Ursachen sind diverse internistische Erkrankungen (Diabetes, Herzinfarkt), hormonelle Störungen, genitale Mißbildungen und Traumen, spezielle gynäkologische (z.B. Endometriose) und urologische (Prostatakarzinom) Erkrankungen, Rückenmarksverletzungen, affektive Störungen, Alkohol, Medikamente.
Psychische Ursachen werden heute zu Recht differenziert in individuelle und partnerbezogene, wobei generell davon ausgegangen wird, dass sexuelle Funktionsstörungen Ausdruck von Beziehungsstörungen sind. Individuelle Ursachen wären z.B. ausgeprägte Selbstwertstörungen, erhöhtes Stresserleben, Ablehnung des eigenen Körpers, unklare sexuelle Identität, Angst vor Ich-Auflösung, etc.. In Paarbeziehungen können sich Beziehungsstörungen häufig als erstes in Form sexueller Unlust zeigen, Konflikte mit dem Partner, Kränkungen, Beschämungen, etc. können zu Sexualstörungen innerhalb der Partnerschaft führen.
Für die Behandlung liegen sowohl in der Medizin wie in der Psychotherapie verschiedene Konzepte vor. Organisch bedingte Störungen werden häufig medikamentös behandelt.
Im Rahmen der stationären Psychotherapie in der Habichtswald-Klinik werden in der Einzeltherapie die individuellen Ursachen der Sexualstörungen mit den Patientinnen und Patienten erarbeitet. Auf Wunsch der Patienten werden auch Paargespräche durchgeführt. In den Gruppentherapien können unterschiedliche Schwerpunkte wie z.B. Selbstwertsteigerung, Angstabbau, Stressmanagment, etc. gesetzt werden. In der Körpertherapie kann z.B. am Körperbild, an der körperlichen Selbstannahme oder an Blockaden gearbeitet werden. In der Kunsttherapie können Stimmungen und Gefühle in Farben ausgedrückt und möglicherweise bisher Unbewusstes entschlüsselt werden.
Hinzu kommen sporttherapeutische, balneophysikalische und physiotherapeutische Angebote, sowie Entspannungstherapie und Meditation.